frankfurter - Meine Startseite - Die palästinensische Reißbrettstadt Rawabi ist fast einzugsfertig, doch politische Restrisiken bleiben. Die Angst, dass Israel sich am Ende querstellt, hat manchen Interessenten abgeschreckt

Zwischen Vogelgezwitscher dröhnen Bohrmaschinen. Eine Tiefbaufirma verlegt die letzten Meter Rohre der 3,5 Kilometer langen Leitung zum israelischen Verteiler. In wenigen Tagen ist es so weit: Rawabi, die erste palästinensische Reißbrettstadt im Westjordanland, wird ans reguläre Wassernetz angeschlossen. 

In den Bädern und Küchen der rund 600 bezugsfertigen Wohnungen wird dann endlich Wasser fließen und noch in diesem Monat können die allerersten Bewohner einziehen. Nach langem Hin und Her mit Israel, das Mitte März grünes Licht für den Anschluss gab, sitzt die Neubaustadt, ein milliardenschweres, von privaten Investoren aus Katar vorfinanziertes Projekt, nicht mehr auf dem Trockenen.

Baschar Masri, 54, Manager der Investmentfirma Bayti Real Estate, muss tief aufgeatmet haben, als er das Stück Papier mit der Genehmigung in den Fingern hielt. Die mündliche Zusage hatte der palästinensische Unternehmer mit amerikanischem Zweitpass bereits vor einem Jahr erhalten.

Aber dann bekam Rawabi die Ausläufer der neuen Eiszeit im israelisch-palästinensischen Verhältnis zu spüren, die nach dem Scheitern der Friedensgespräche ausbrach. Silwan Schalom, israelischer Minister für Infrastruktur, legte bei der Wasserversorgung von Rawabi sein Veto ein, um bei rechten Anhängern zu punkten.


Ein politischer Drahtseilakt

„Das gehört dazu, wenn man unter Besatzung lebt“, bemerkt Masri lakonisch. In dieser Hinsicht unterscheide sich Rawabi nicht von anderen palästinensischen Westbank-Städten. Masri hätte sein ambitioniertes Projekt gerne aus dem politischen Konflikt gehalten. Nicht nur deshalb hat er mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas vereinbart, mit einem Besuch abzuwarten, bis die Stadt ein Eigenleben führt.

Dass die Autonomiebehörden in Ramallah wenig bis nichts getan haben, um das Hochziehen von Rawabi zu unterstützen, haben Masri und seine Leute zwar mit gewisser Enttäuschung registriert. Aber er wolle nicht, „dass Israel erscheint, als ob es Abbas einen Gefallen tut, wenn es uns in Rawabi unsere Rechte zugesteht.“

 

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